Natürlich, Jens und ich hatten es uns noch am Nachmittag in Hockenheim geschworen - nie wieder fahren wir mit unserem liebenswerten Osmanen die Langstrecke. Arkin hatte uns mal wieder völlig entnervt mit seinem unvorbereiteten und total verstellten Auto, mit seiner chaotischen Einstellung und mit seinem Hang Alles und Jenes diskutieren zu wollen. Nur wer schon so lange mit Arkin Autorennen fährt wie Jens und ich, der weiß wie Arkin nerven kann. Das Ergebnis war ein super chaotisches Rennen und eine enttäuschende Platzierung. Ich war so sauer auf Arkin und irgendwie auch auf mich, dass ich es auch nicht mehr für nötig hielt ihm später beim Aufladen zu helfen. Ich weiß nicht, wie Jens es noch konnte, aus den Augenwinkeln betrachtete ich die Beiden und es ging auch ohne mich.
Sechs Wochen später sah die Welt irgendwie schon wieder anders aus. Mein 993- Motor war endlich fertig geworden (es hatte eine Ewigkeit von 4 Monaten gedauert) und von Jens und mir in Zolder eingehend getestet worden. Das Ding ging wie Sau, was auch einige Fahrer aus der belgischen BEL-CAR Szene durch Jens deutlich zu spüren bekamen. Außerdem lernten wir am Ende des Trainingstages noch "Miss Flandern" und "Miss de Panne" kennen (tja Arkin, schade, dass du nicht dabei warst), welche mit uns vor dem Auto abgelichtet wurden. Besser konnte es nicht laufen nach dem ganzen Pech in der Saison 2002. Arkin hatte natürlich schon wiederholt angefragt, ob wir nicht zusammen in Monza Langstrecke mit dem 993 fahren, und so entschieden wir uns für eine Fortsetzung der unendlichen Geschichte von den tapferen Langstreckenfahrern des PC Osnabrück. Außerdem befanden Jens und ich, dass es ja auch etwas anderes wäre, denn diesmal wird das Auto wieder von mir gestellt und zwar in der "ready for race version" und nicht wie Arkin es hält in der "ready for bastel version".

Am Morgen des 04.10.2002 fanden sich das Auto nebst Equipment, die Mannschaft,
bestehend aus Thomas und Tina, die Fahrer Jens, Arkin, ich und Heike
die für alles sorgt in Box 26 des "autodromo di monza" ein.
D.h. nicht ganz, denn Arkin kam erst am Samstag mit dem Flieger über
Linate nach Monza. Er hatte sich einen Leihwagen genommen, einen Renault
Clio. Das Ganze als Einheit betrachtet sah aus, als ob man einen zu großen
Mann in ein viel zu kleines Auto gestopft hätte. Bereits am Freitag
hatten Jens und ich nach dem freien Fahren uns zu höchst wichtigen
Gesprächen mit Erwin Kremer von Kremer Racing eingefunden.
Das Ganze
gipfelte in einem Probesitzen im Kremer 962, der von Ralf Kelleners pilotiert
wurde. Ich musste Jens da wegziehen, da er sicherlich nach einer weiteren
Stunde das Auto von Kremer gekauft hätte. Er hatte schon nach unserer "classic
le mans tour" vor zwei Wochen so einen seltsamen verstrahlten Blick
in den Augen wenn er alte Gruppe C-Autos sah.
Samstag, den 05.10.02 fand unser erstes 50 Minuten Langstreckentraining
statt. Das Ergebnis war sofort Platz 1 vor Dutt/Mannsberger/Sprick und
Noller/Freisleben in der Gruppe 4 von 7 gemeldeten Autos. Jens hatte
wieder zugeschlagen und war mit einer 2.03.400 in der Kl. 4 schnellster
Mann des Tages. Arkin fuhr eine richtig gute 2.06.374 und ich, ich fuhr
gar nicht mehr, hatte ich doch schon genug und den 2. Platz in der Klasse
4 der Sport-Trophy erfahren. Im freien Fahren waren mal wieder einige
Speedline-Felgen gerissen, aber ich hatte genug Material eingepackt und
für das Training und die Langstrecke zwei fast neue Sätze Speedlines
dabei. Auf einem waren die Regenreifen montiert und da ich befand "wetter.de" irrt
sich nie wurden diese demontiert und darauf neue Michelin Slicks "hart" montiert.
Am Abend saßen wir alle in einem super-kultigen und dem wohl angesagtesten
Restaurant von ganz Norditalien, dem "orso bruno" in Monza.
Irgendwie hatten die mitgekriegt was wir in Monza machen und wir hatten
dort mächtig Spaß. Die Bedienung, die "equipe o",
wird sich sicherlich noch lange an Arkin erinnern. Mein Gott, wie kann
man nur so völlig verwirrt sein Essen bestellen. Ich hätte
gerne, äh ja - nein, vielleicht doch ohne, aber mit, usw. Und dann
noch so´n Panasche oder so, auf jeden Fall ess ich was mein Freund
Holger isst. Äh, was isst du denn? Und bringen sie bitte 3 von den ½ Liter
Panasches, ich hab so´n Durst - Danke. Anschließend beschlossen
Jens und Arkin noch nach Mailand zu fahren, wegen der Kultur und so.
Ich saß mit Heike, Thomas und Tina im Auto dahinter. Vor uns ein
großer Mann in einem viel zu kleinen Auto mit einem normalen Mann
als Beifahrer. Zwar kannte ich den Weg, aber Arkin lies den Clio mal
richtig durch den Verkehr des nächtlichen Mailands fliegen, natürlich
ohne die geringste Ahnung wo er sich befinden könnte und so verloren
wir uns. Gute Nacht.
Am nächsten Morgen zogen Dutt/Mannsperger/Sprick alle Register um doch noch die schnellste Trainingsrunde der Kl. 4 zu fahren. Was ihnen mit einer 2.02.739, gefahren durch Olli Dutt, auch gelang. Macht nichts, dachten wir uns, dann steht ihr halt rechts und wir links! Da wir diesmal die Box alleine hatten, gelang es optimal das Auto und uns auf das Rennen vorzubereiten. Wir saßen wie bei unserem ersten Langstreckenrennen (Spa 2001) zusammen und rechneten die Wechsel und die Tankmengen aus. Thomas bereitete das Auto und seine geliebten umgeschweißten 20 l Armeekanister vor. Tina und Heike bezogen mit ihrem Equipment die Boxenmauer und wir, Arkin, Jens und ich, konnten in aller Ruhe nochmals über alles Erdenkliche quatschen. Zu unserer Strategie: Jens fährt den Start bis zur 38 Minute, anschl. übernehme ich für ca. 35 Minuten und wechsele mit Arkin, der genügend Zeit hat sich anzuschnallen, während Thomas innerhalb von 2 Minuten 80 Liter Sprit in das Auto kippt. Nach Arkin wechseln wir bei Bedarf noch mal auf neue Slicks und Jens fährt anschließend bis zum Ende.

Offizielle Startzeit war 14.15 Uhr am Nachmittag des 06.10.2002. Jens packte sich sofort wieder Olli Dutt, konnte diesen aber nach zwei weiteren Runden nicht mehr halten. Es begann wie auch schon im Vorjahr der Kampf Jens Petersen alias JPR gegen Rainer Noller und Dritter im Bunde war ein Kl. 6, 993 RSR gefahren von Vater und Sohn Hrubesch, am Steuer Boris Hrubesch jr. Nach 36 Minuten kam Jens als Erster der Drei an Tina und Heike vorbei, die ihm das "IN" Schild zeigten. Ich wechselte mit Jens und fuhr nun gegen Vater Hrubesch und gegen den echt netten Maurizio Cavallari auf seinem umgebauten Kl. 3 GT3. Beide zogen den kürzeren, wohl auch wegen ihrer schwachen Nerven - ich bin eben Spätbremser und wenn Maurizio meint, er müsse noch später bremsen geht das nicht! Wie der die Karre in die erste Schikane wuchtete war mir klar, da würde er niemals wieder raus kommen. Im Rückspiegel sah ich viel Staub und irgendwie auch ganz klein den silbernen GT3, wie er langsam wieder auf die Strecke fand. Und außerdem: Die Parabolica geht schneller als ich anfänglich dachte, nur nicht so schnell wie Cavallari sie fuhr! Ist schon ein geiles Gefühl, wenn sich der Gegner zeitlupenmäßig wegdreht. Meine beste Runde während meines Turns war eine 2.08.irgendwas, aber ich hatte ein super Rennen. Wie Arkin das nur macht, dass er seit letztem Jahr einfach schneller ist als ich? Außerdem zieht er mich auch noch ständig damit auf. Nach 27 gefahrenen Minuten hatte ich null Sprit im Tank und kam rein. Soviel nur zu unseren Riesen-Berechnungen, irgendwie war da was falsch gelaufen. Ich raus und Arkin rein und dann Thomas, der es mal wieder fertig brachte in 2 Minuten aus unseren Armeekanistern 80 Liter in die Karre zu flössen. Als ich ausstieg, hörte ich schon die Stimme des uns allen bekannten Klaus Lambert: "Stop and go" für die Nr. 64 wegen Speedings in der Boxengasse. Merke: Die stehen mit ihren Messpunkten nicht nur am Ein- und Ausgang der Boxengasse, nein, sie haben auch noch ein mobiles Gerät irgendwo in der Boxengasse (aha!). Okay, ich gebe zu: 78 km/h war ein bisschen viel und Jens hat das irgendwie auch mit den Sportkommissaren geregelt. Auf jeden Fall war Arkin der Leidtragende und musste die "Stop and go" abbrummen. Jetzt war Arkin am Zug und er fuhr mal wieder "Mörder-Zeiten", die sich zwischen 2.05 und 2.06 bewegten. Das Ganze auf den nicht mehr ganz so frischen Reifen und einer Mailänder Nacht in den Rippen. Klaus Lambert überschlug sich am Mikro um von Arkin dem fahrenden "Burger King" zu berichten. Unsere direkten Gegner Mannsperger/Dutt/Sprick und Noller/Freisleben sowie Einzelstarter Thomas Fritsch fuhren alle ohne Fehler, vor allem ohne "Stop and go ", während fast das ganze Feld wegen Speedings eine Strafe bekam. Außerdem sind alle irgendwie voll die Profis, was Boxenstops und Fahrerwechsel betrifft. Arkin zog es diesmal vor innerhalb der erlaubten 40 Minuten seinen Turn zeitlich zu befristen, wir sind in dieser Sache (nein Arkin, wir machen hier keine Anspielung auf Hoc. 2001) schon ganz andere Sachen von ihm gewohnt. Auf jeden Fall ist er ein Chaot, unser Freund und ein Fahrer der das Auto immer, wirklich immer, heil zurück in die Boxengasse bringt! Jens wechselte auf Arkin und bekam von uns in einer ruck-zuck-Aktion zwei neue Hinterräder mit neuen Slicks auf die Achse. Uns fehlten noch 1 ½ Minuten auf Platz 3 in der Klasse und somit auf das Auto Freisleben/Noller, die um den Klassensieg in der Meisterschaft fuhren und voll nervös waren. Am Ende der mörderischen Jagd waren es noch ca. 40 Sekunden, aber es reichte eben nicht mehr.
Wir hatten mal wieder alles gegeben und es war mega knapp. Leider hatten wir die von mir verursachte "Stop and go" und irgendwie auch keinen 100 Liter FT3-Tank und brauchten somit früher Sprit als andere. Aber wir waren 9. von gesamt 25 Startern und nahmen bei der Siegerehrung unsere Pokale voller Stolz an.

Danke an Thomas (Monteur und Tankwart), Tina (Zeitnahme) und Heike (Boxentafel und Reiseleitung). Danke auch an Olli Dutt und den Mannsperger´s für den Werkzeugsupport. Monza zu fahren ist etwas ganz Besonderes und wir sind ein Super Team! War´s das schon für 2002? Heute riefen Jens und Arkin bei mir an und irgendwie läuft da was mit der Spain GT im November, ich kann mich dieser Sache nicht entziehen, schließlich sind wir ja ein Team.
HH im Okt. 2002